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WEINLESE / Privates Weingut Henzler lädt zum Saisonausklang

Dividende in Flaschenform - Ein Cuvée made in Reutlingen als erster Schritt zum Erfolg
VON KARIN LOBERR

 
Dr. Merkt (rechts) und Winzer Henzler bei ihren "Schützlingen" im idyllisch gelegenen Weinberg.
© FOTO: KARIN LOBER
REUTLINGEN. ''Eine Tagesordnung haben wir nicht'', sagte Gerhard Henzler. Die brauchte auch keiner. Im Mittelpunkt standen mit roséfarbener Flüssigkeit gefüllte Glaskolben: Die Gäste durften gestern den allerersten Federweißen von Reutlingens einzigem privaten Weinberg verkosten.

Letztes Jahr gab es noch Traubensaft, heuer wurde bereits erster Federweißer kredenzt. Rund 220 Liter beträgt die Ausbeute der eintägigen Weinlese, bei der zehn Leute auf dem Weinberg mit Südwestlage im Einsatz waren. Aus dem Traubenmost soll nun ein ordentlicher Cuvée entstehen. Eine Aufgabe, die von jetzt an vor allem in den Händen des erfahrenen Winzers Klaus Biesinger liegt.

Der Ertrag ist nicht gerade viel, die Ernte entspricht aber durchaus dem Durchschnitt: Schließlich sind die Rebstöcke noch jung, und die Verantwortlichen setzen auf Klasse statt auf Masse. ''Es ist wie mit kleinen Kindern'', meint Dr. Nikolaus Merkt von der Universität Hohenheim, ''die darf man auch nicht überfordern.'' Ein solider Aufbau ist wichtig für die langfristige Entwicklung der Rebstöcke: So entfalten sich nicht nicht nur die Triebe gut, sondern auch das Wurzelwerk. Merkt weiß, wovon er spricht, er ist Agrarwissenschaftler mit Schwerpunkt Weinbau und berät Weinbergbesitzer Gerhard Henzler rund um die Pflege der 1067 Weinreben. ''Nächstes Jahr'', so schätzt Merkt, ''kann der Ernteertrag hier schon bereits zwischen 1000 und 1500 Litern liegen.''

Darüber wird sich dann nicht nur Gerhard Henzler freuen, sondern auch die rund 40 Rebpaten, die Rebstöcke in seinem Weinberg geleast haben. Der Leasingvertrag umfasst dabei sozusagen ein Mindestkontingent, damit sich der Verwaltungsaufwand in Grenzen hält: Mindestens fünf Weinstöcke müssen für minimal drei Jahre ''gepachtet'' werden. Pro Stock und Jahr kostet das 23 Euro. Die ''Dividende'' wird in flüssiger Form ausbezahlt: Die Rebpaten erhalten ihren Anteil in Form von gefüllten Weinflaschen.

Und weil die Rebpaten, ebenso wie Aktionäre, natürlich regen Anteil an der Entwicklung ihrer Wertanlage haben, werden sie ganz im Sinne einer Hauptversammlung einmal zur jährlichen Kursbestimmung geladen. Dabei fehlte zwar - wie eingangs erwähnt - die Tagesordnung, aber der Ertrag wurde sehr wohlwollend diskutiert: Auf immerhin 83 Grad Oechsle bringt es der Rebensaft, der damit in der Liga der Kabinettweine mitspielen kann. Damit hat Henzler und seine Mitstreiter die öffentliche Konkurrenz klar hinter sich gelassen. Der städtische Weinberg, so war zu vernehmen, brachte es in dieser Saison auf 67 Grad Oechsle und rangiert damit in der Klasse der Qualitätsweine. Fazit: Ein ordentlicher Auftakt des ambitionierten Projektes für Wein made in Reutlingen.

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